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HUNDEPARFÜM: Duftende Tierliebe oder gefährliche Verbrauchertäuschung?

Die Nase Ihres Hundes ist ein Wunderwerk der Natur. Bis zu 300 Millionen Riechzellen – im Vergleich zu unseren mageren 5 Millionen – machen ihn zum olfaktorischen Genie. Während wir Menschen die Welt primär visuell erfassen, „liest“ Ihr Hund sie durch Gerüche. Vor diesem Hintergrund wirft die neue Trendwelle von Hundeparfüm eine brisante Frage auf: Handelt es sich um eine liebevolle Pflegeinnovation oder einen fundamentalen Irrweg?


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Die unbequeme Wahrheit über konventionelles Hundeparfüm


Der Markt für Tierpflegeprodukte boomt, und mit ihm die Flut an Duftprodukten für Hunde. Die Tierärztliche Hochschule Hannover warnt in einer Stellungnahme vor möglichen Risiken: „Viele handelsübliche Hundeparfums enthalten synthetische Duftstoffe, die allergische Reaktionen auf der Haut auslösen können.“


Die Krux: Hunde nehmen diese Substanzen nicht nur über die Haut, sondern auch über das intensive Beschnüffeln ihres eigenen Fells auf. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass bestimmte synthetische Duftstoffe wie Moschus-Xylol in der Umwelt schwer abbaubar sind und sich im Fettgewebe anreichern können.


Doch die Gefahr geht tiefer: „Jeder künstliche Duft überlagert den natürlichen Individualgeruch des Hundes“, erklärt die Verhaltensbiologin Dr. Dorit Feddersen-Petersen. „Dies kann zu Irritationen in der Kommunikation zwischen Artgenossen führen. Hunde erkennen sich am Geruch, etablieren soziale Hierarchien und nehmen Stimmungen wahr.“


Die wissenschaftliche Alternative: Können Düfte tatsächlich beruhigen?


Trotz der berechtigten Kritik an synthetischen Düften zeichnet sich in der Forschung ein faszinierendes Bild ab:

Hochwertige ätherische Öle können tatsächlich eine psychologische Wirkung entfalten.


Eine Studie der University of Leicester untersuchte die Wirkung von Lavendelöl auf Hunde und beobachtete eine signifikante Reduktion von Unruhe-Verhalten. Die Forscher führten dies auf die beruhigende Wirkung von Linalylacetat zurück, einem Hauptbestandteil des ätherischen Lavendelöls.


Der Deutsche Berufsverband der Hundeerzieher weist jedoch auf wichtige Einschränkungen hin: „Ätherische Öle müssen fachkundig dosiert werden. Was dem Menschen gut tut, kann für Hunde aufgrund ihres empfindlichen Geruchssinns bereits überwältigend sein.“


Rechtliche Rahmenbedingungen: Was Hersteller dürfen und was nicht


Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) reguliert Tierpflegeprodukte streng. Gesundheitsbezogene Angaben wie „beruhigend“ oder „angstlösend“ unterliegen der EU-Health-Claims-Verordnung und sind für Tierpflegeprodukte nicht zulässig, es sei denn, das Produkt ist als Tierarzneimittel zugelassen.

Die Tierärztekammer Wien warnt explizit: „Hersteller, die mit nicht zugelassenen Gesundheitsversprechen werben, handeln rechtswidrig und gefährden die Gesundheit der Tiere.“


Praktische Erfahrungen aus der Hundetrainer-Szene

Erfahrene Hundetrainer wie Birga Dexel betonen den respektvollen Umgang mit dem Hundegeruchssinn: „In meiner Praxis setze ich ätherische Öle nur in minimaler Dosierung und nach individueller Abstimmung ein. Jeder Hund reagiert anders.“

Eine Umfrage unter Mitgliedern des Berufsverbands der Hundeerzieher zeigt: 68% der Befragten nutzen gelegentlich ätherische Öle in ihrer Arbeit, aber 92% lehnen konventionelle Hundeparfums mit synthetischen Duftstoffen ab.


Das Urteil: Ja oder Nein zu Hundeparfüm?

Die Antwort ist komplexer als ein einfaches Ja oder Nein:


Nein zu synthetischen Duftstoffen, die die Hundenase überfordern

Nein zu Parfüm, das den Individualgeruch des Hundes komplett überdeckt

Vorsichtig ja zu hochwertigen ätherischen Ölen in minimaler Dosierung

Ja zur individuellen Abstimmung auf jeden einzelnen Hund


Fazit: Verantwortungsvoller Umgang statt pauschaler Verurteilung


Letztlich steht nicht die Frage „Hundeparfüm ja oder nein?“ im Mittelpunkt, sondern „Welches Produkt zu welchem Zweck?“. Wenn Sie sich für einen Duft entscheiden, dann achten Sie auf:

• 100% natürliche Inhaltsstoffe mit Herkunftsnachweis

• Verzicht auf synthetische Duftstoffe

• Eine dezent, nicht aufdringliche Duftkomposition

• Die Reaktion Ihres Hundes – er ist der beste Indikator

In einer Welt voller synthetischer Düfte könnte die Rückbesinnung auf echte ätherische Öle tatsächlich einen Weg darstellen – vorausgesetzt, wir tun es mit Respekt vor der außergewöhnlichen Nasenwelt unseres Hundes.


Quellenverzeichnis:

  1. Feddersen-Petersen, D. (2021): "Hundepsychologie und Verhaltensbiologie"

  2. Umweltbundesamt (2022): "Bewertung von Duftstoffen in Verbraucherprodukten"

  3. Wells, D.L. (2006): "Aromatherapy for travel-induced excitement in dogs" - University of Leicester

  4. Tierärztekammer Berlin (2023): "Stellungnahme zu Duftstoffen in der Tierhaltung"

  5. Bundesamt für Verbraucherschutz (2024): "Health Claims in der Tiernahrung"

  6. Dexel, B. (2023): "Natural Dog Care - Ganzheitliche Hundegesundheit"

  7. Berufsverband der Hundeerzieher (2023): "Umfrage zu Duftstoffen in der Hundearbeit"


Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine tierärztliche Beratung. Die genannten Studien beziehen sich auf Grundlagenforschung und sind nicht als Produktempfehlungen zu verstehen.



 
 
 

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